Definition Klinische Psychologie
Definition Klinische Psychologie

Definition Klinische Psychologie

Definition laut Informationsbroschüre für Klinische- und Gesundheitspsychologie des Bundesverbandes Österreichischer Psychologinnen und Psychologen:

 

(1) Die klinische Psychologie als Teildisziplin der Psychologie befasst sich mit psychischen Erkrankungen und mit somatischen Erkrankungen, bei denen psychische Aspekte eine Rolle spielen, mit psychischen Extremsituationen und den psychischen Folgen akuter Belastungen, mit Entwicklungskrisen und mit psychischen Krisen, insbesondere mit krankheitswertigen Zustandsbildern.

 
(2) Klinische Psychologinnen und Klinische Psychologen beschäftigen sich mit der Ätiologie/ Bedingungsanalyse, Klassifikation und Epidemiologie von Störungsbildern und sind sowohl in der Lehre und in der Forschung tätig als auch in der praktischen Anwendung im Bereich des Gesundheitswesens, d.h. in der Prävention, Diagnostik, Beratung und Behandlung. Dabei haben Qualitätssicherung, Qualitätskontrolle und Evaluation, ebenso wie die Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Gesundheitsberufe, besondere Bedeutung.

 
(3) Die Aufgaben der klinisch-psychologischen Diagnostik bestehen in der Beschreibung, Klassifikation, Erklärung, Prognose und Evaluation in Hinblick auf die in Punkt 1 genannten Bereiche der klinischen Psychologie, sowie im Erstellen von psychologischen Stellungnahmen, Befunden, Gutachten und Zeugnissen.
Der diagnostische Prozess ist als hypothesen- und theoriengeleitetes Handeln zu verstehen, das von psychologischen Modellen und Theorien ausgeht und sich verschiedener psychologischer Instrumente (Checklisten, strukturierte Leitfäden, Interviews, Testverfahren, apparative Verfahren) bedient. In der Diagnostik orientieren sich klinische Psychologinnen und Psychologen sowohl an theoretisch fundierten und empirisch begründeten psychologischen Konzepten (Merkmalen, Dimensionen) als auch an – in der Klassifikation psychischer Störungen international gebräuchlichen – Klassifikationsschemata (ICD-10, DSM-IV).

 
(4) Bei der psychologischen Beratung handelt es sich um die Vermittlung psychologischen Fachwissens, um die Klärung anhand psychologischer Modelle und psychologischen Hintergrundwissens z.B. in Bezug auf Störungsbilder, aufrechterhaltende Bedingungen von psychischen Störungen, Veränderungsmöglichkeiten und auch in Hinblick auf mögliche Ansätze der klinisch-psychologischen und der psychotherapeutischen Behandlung.
Psychologische Beratung kann unterschiedliche Zielrichtungen haben und sich verschiedener Beratungstechniken bedienen – Informationsvermittlung, lösungsorientierte Beratung, Konfliktgespräch etc.

 
(5) Klinisch-psychologische Behandlung bezieht sich auf die in Punkt 1 angeführten Bereiche, geht im Regelfall von einer vorausgehenden diagnostischen Klärung (klinisch-psychologische Diagnostik) aus. Sie kann in unterschiedlichen Settings stattfinden und orientiert sich an empirisch fundierten Erklärungsansätzen und Modellen der gesamten Psychologie.
Die Bandbreite klinisch-psychologischer Interventionen reicht von der Behandlung einzelner Symptome und Funktionen – z. B. in Form von Gedächtnistrainings, kognitiven Trainings – bis zu komplexen Behandlungsprogrammen, die verschiedene Aspekte eines Störungsbildes – kognitive, emotionale, verhaltensbezogene, soziale – erfassen. Apparativer Unterstützung (z.B. Biofeedback, computergestützes kognitives Training) und psychoedukativen Ansätzen, die motivierende, unterstützende und übende Funktion haben, kommt ebenso Bedeutung zu, wie dem integrativen Einsatz verschiedener psychologischer Interventionstechniken, die in der Beratung, Behandlung und Psychotherapie Anwendung finden können.